17. Heilpraktikerkongress am 16./17. Juni in Karlsruhe

Zu allen Zeiten, in allen Kulturen gab es Menschen mit einer besonderen „Begabung“. Sie konnten erkrankten Mitmenschen erfolgreich Hilfe leisten, sie konnten Krankheiten erkennen, lindern oder sogar heilen. Auch heute noch gilt diese besondere Fähigkeit, die viel Gelerntes aber auch viel Erfahrung erfordert, als wünschenswerte Eigenschaft für den Beruf des Heilpraktikers. Darüber hinaus gehört selbstverständlich das umfängliche Wissen um die natürlichen Heilverläufe und die von der Natur gegebenen Selbstheilungskräfte dazu. In unserem Kulturkreis fußt die Naturheilkunde, auf die sich der moderne und gut ausgebildete Heilpraktiker bis heute beruft, auf den Säftelehren des griechischen Altertums, wonach alle Krankheitserscheinungen als Ausdruck einer schlechten Mischung der vier Körpersäfte (Blut, Schleim, gelbe Galle und schwarze Galle) diagnostiziert wurden. Dafür stehen seit dem Mittelalter beispielhaft folgende bemerkenswerte Naturheilkundler:

- Äbtissin Hildegard von Bingen als namhafteste Vertreterin der Klostermedizin, deren Heil kunde aber auch von tiefer Mystik durchdrungen war;

- Paracelsus als Vertreter einer universellen und breitgefächerten heilkundlichen Tätigkeit über die Alchemie bis zur Spagyrik, der Wissenschaft vom Leben in der Materie, - Bauer Vincenz Prießnitz als Begründer der Wasserheilkunde und Erfinder des heute noch geschätzten Prießnitz-Wickels;

- Fuhrmann Johann Schroth als Vertreter des Heilfastens und der Diätetik mit seiner Sch roth-Kur;

- Pfarrer Sebastian Kneipp, der für die Erneuerung und Erweiterung der Wasserheilkunde sowie für eine gesunde Lebensweise steht, u.a. mit seinem Grundlagenwerk "So sollt Ihr leben" und nicht zuletzt

- Pastor Emanuel Felke, der wegen seiner Lehmbäder den Beinamen "Lehmpastor" erhielt.

Gerade Pastor Felke kann in besonderer Weise wegen seiner breitgefächerten naturheilkundlichen Tätigkeit als „Vater der Heilpraktiker“ bezeichnet werden. Seine Schwerpunkte lagen auf den für Heilpraktiker typischen Verfahren wie Augendiagnose, Pflanzenheilkunde und Homöopathie.

Im 19. Jahrhundert gehen akademisch-ärztliche Medizin und Naturheilkunde in ihren Vorstellungen von Krankheit und Gesundheit getrennte Wege. Als Reaktion auf die neue wissenschaftliche Medizin formierte sich gegen Ende des Jahrhunderts die empirische Heilkunde mit dem Gebot neu, in ihren Heilweisen den Weg der Natur nachzuvollziehen, möglichst natürlich zu behandeln, auf jeden Fall aber nicht zu schaden. Zeitgleich formierten sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts die unterschiedlich orientierten Heilkundigen zu einem Berufsstand. Volksgesundheitsbewegungen sowie die Gründung von Ausbildungsstätten und Berufsverbänden waren bereits vor 130 Jahren ein eindeutiges Indiz für die Entstehung dieses neuen Berufes.

Die Homöopathie Samuel Hahnemanns, die in der wissenschaftlichen Medizin praktisch keinen Stellenwert hatte, wurde von Anfang an von diesen naturheilkundlich orientierten Heilkundigen anerkannt und in ihre heilkundliche Tätigkeit integriert, was ihr wesentlich zu der heutigen Verbreitung und Popularität verhalf.

Mit der Einführung des Heilpraktikergesetzes im Jahre 1939 wurde dem Kompetenzgerangel seitens der Schulmedizin gegen den Widerstand der Heilpraktiker ein abruptes Ende gesetzt. Das Heilpraktikergesetz führte den Erlaubniszwang ein, schuf aber die gesetzliche Berufsbezeichnung „Heilpraktiker“. Die nationalsozialistische Regierung wollte jedoch mit der Einführung des Heilpraktikergesetzes den Berufsstand der Heilpraktiker auf lange Sicht beseitigen und ein Ärztemonopol einführen, deshalb wurde dem Berufsstand zusätzlich eine totale Nachwuchssperre auferlegt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Heilpraktikergesetz für die Länder der drei westlichen Besatzungszonen zum Bundesrecht und die Nachwuchssperre wurde aufgehoben. Das Heilpraktikergesetz wurde damit die rechtliche Grundlage für die „Erlaubnis zur Ausübung der Heilkunde ohne als Arzt bestallt zu sein“. Seit dem Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989 und der Bildung der neuen Bundesrepublik Deutschland hat der Beruf des Heilpraktikers wieder in allen deutschen Bundesländern eine Zukunft. Sowohl die Berufsausbildung als auch der Berufsalltag haben sich seitdem stark verändert – immer mehr in Richtung eines selbständigen Heilberufes als Alternative zum niedergelassenen Arzt.

Unter dem Motto „Der Heilpraktiker - Kompetenz für traditionelle und neue Heilweisen“ findet am 16. und 17. Juni 2007 der diesjährige Deutsche Heilpraktikerkongress 2007 im Karlsruher Messe- und Kongresszentrum (KMK) statt. Zum siebzehnten Mal treffen sich Heilpraktiker und Naturheilkundler aus ganz Deutschland in der badischen Metropole. Im Mittelpunkt der zweitägigen Veranstaltung, die eine Gemeinschaftsveranstaltung der

sechs mitgliederstärksten Heilpraktikerverbände ist, steht ein umfangreiches und fachlich hervorragend besetztes Vortrags- und Sem inarprog ramm. Die weitgefasste Themenpalette des Vortragsprogramms reicht von Allergien, über das Immunsystem bis hin zur Schmerzbehandlung. Auch die gesunde Ernährung als präventive Gesundheitsmaßnahme wird während des Kongresses als gezielte Maßnahme der Naturheilkunde behandelt. Die Veranstalter, die Deutschen Heilpraktiker Verbände (DDH) erwarten ca 4.000 Besucher zu dem zweitägigen Fachkongress.

Die DDH vertritt rund 90 Prozent aller deutschen Heilpraktiker und gilt damit als maßgeblicher Ansprechpartner in allen berufsständischen Fragen.